Der Labrador Retriever

Erscheinungsbild des Labrador Retrievers

 

Der Labrador Retriever ist ein kräftig gebauter, mittelgroßer Hund. Sein Schädel ist breit mit deutlichem Stop. Die Brust ist tief und gewölbt, der Rippenkorb faßförmig. Er verfügt über eine kurze Lendenpartie mit einer breiten und starken Lende und Hinterhand. Die ideale Schulterhöhe des Labradors beträgt für Hündinnen zwischen 54 und 56 cm, für Rüden zwischen 56 und 57 cm. Kennzeichnendes Merkmal für einen Labrador ist seine Otterrute: rund, sehr dick am Ansatz, sich zur Rutenspitze hin verjüngend, rundum mit kurzem, dicken Fell bedeckt. Das ebenfalls charakteristische Haarkleid ist glatt, kurz und sehr dicht und mit einer dicken wetterbeständigen Unterwolle ausgestattet. Die Fellfarbe ist einfarbig schwarz, gelb (von hellgelb bis fuchsrot) oder schokoladenbraun. Der Fang ist mittellang mit kräftigen Kiefern, der Hals und seine Schultern sind stark bemuskelt. Die Vorhand ist kräftig und die Hinterhand sehr muskulös. Die Läufe sind mittelang. Die Statur des Labradors wirkt kompakt.

 

 

Herkunft des Labrador Retrievers

 

Als gesichert gilt, daß zumindest einer der Vorfahren der Labrador Retriever von Neufundland stammt, wobei dieser Vorfahr wiederum mit ziemlicher Sicherheit aus Europa stammt. Als englische Fischer aus Devon im 16. Jahrhundert zunächst nach Neufundland segelten, um dort bei St. John’s auf Fischfang zu gehen, führten sie schwimmbegeisterte Hunde mit sich, deren Aufgabe es war, abgetriebene Netze und aus den Netzen springende Fische aus dem kalten Wasser zu apportieren. Diese Hunde sollen verwandtschaftliche Beziehungen zu den französischen St. Hubertus Hunden sowie zu Barbets und portugiesischen Cao de Castro Laboreiro aufgewiesen haben.

 

In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts siedelten diese Fischer dann entlang der Küste Neufundlands und begannen neben dem Fischfang auch die Jagd auf Federwild. Hierzu benötigten sie nun einen Hund, der nicht nur vorzügliche Apportier-Eigenschaften hatte, sondern auch über ausgeprägte jagdliche Anlagen verfügen mußte. Da die Neusiedler offensichtlich keine einheimischen Hunde vorfanden und sie überdies mit ihren apportierbegeisterten Hunden aus der Heimat bereits  Hunde mit den geforderten Anlagen hatten, wurden gerade diese zur Zucht eingesetzt. Dies war die Geburtsstunde des St. John Hundes, der als der gemeinsame Vorfahr aller Retriever gilt.

 

Der St. John’s Hund zeichnete sich durch Merkmale aus, die auch bei den heutigen Retrievern noch wiederzufinden sind. Er hatte ein ausgeglichenes und ruhiges Wesen, eine hohe Merkfähigkeit, ein „weiches Maul“, er war ein guter Fährtensucher mit einer beachtlichen Nasenleistung und ein ausgezeichneter und ausdauernder Schwimmer mit dichtem, kurzem und wasserabweisendem Fell. Zudem war er, im Gegensatz zum großen und starken Neufundländer, der als Zugtier eingesetzt wurde (als Ponyersatz, da er mit Fischabfällen gefüttert werden konnte; im neufundländischen Winter ein klarer Vorteil), nur mittelgroß und konnte so ohne Schwierigkeiten in den kleinen Booten der Fischer mitgenommen werden.

 

Obwohl zwischen Neufundland und Großbritannien ein reger Warenaustausch herrschte, passierte die nächsten 250 Jahre erst einmal wenig. Dann kamen die ersten St. John’s Hunde nach Schottland (Greenock) und nach England (Poole). Viele von ihnen kamen in den Besitz von adligen Familien, welche große Ländereien und damit über vielfältige Jagdmöglichkeiten verfügten und die die St. John’s Hunde wegen ihres ausgeprägten Apportiertriebes und hervorragenden Spürsinns gerne als Jagdhunde einsetzten. Aus dieser Zeit stammt der Name „Labrador Hund“.

 

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts gelangten St. John’s Hunde auf die britischen Inseln. Dann kam es zu Handelsbeschränkungen und einem Gesetz, welches die Einfuhr ohne Quarantäne und Lizenz nach Großbritannien untersagte. Danach kam der Import von St. John’s Hunden nahezu zum Erliegen und die bis zu diesem Zeitpunkt nach Großbritannien gelangten Hunde bildeten die Zuchtbasis für alle dort entwickelten Retriever Rassen.

 

Anders als die Fischer und Jäger von Neufundland, züchteten die Adligen die Hunde nicht für das Überleben oder den Gelderwerb, sondern vermutlich auch zum Zeitvertreib. Im Übrigen hatten sie nicht nur riesige Landbesitze und die Muße, auf diesen Landbesitzen auch zur Jagd zu gehen, sondern auch über die finanziellen Mittel, sich der Reinzucht von verschiedenen Hunderassen zu widmen.

 

Wir gehen heute davon aus, daß die von den Adligen gehaltenen St. John’s Hunde ohne Einkreuzungen anderer Rassen reingezüchtet wurden und so die Labradorzucht begründet wurde. Als ziemlich sicher gilt, daß alle heute lebenden Labrador Retriever auf nur drei Zuchtlinien der Adelsfamilien Malmesbury, Buccleuch und Home zurückgehen. Zunächst trugen diese Hunde noch verschiedenen Bezeichnungen wie „Englischer Retriever“ oder „Kleiner Neufundländer“ oder eben „Labrador Hund“. Mit der Definition eines Rassestandards durch den englischen Kennel Club im Jahr 1903 setzte sich dann der Name „Labrador Retriever“ allgemein durch.

 

Vermutete Urahnen aller heutigen Labrador Retriever sind Buccleuch Ned (gewölft 1882) und  Buccleuch Avon (gewölft 1885) aus der Zucht von Lord Malmesbury. Bis zum ausgehenden 19. Jahrhundert war die Hauptlinie der Labradorzucht schwarz, gelb wurde als Fehlfarbe angesehen. Der erste anerkannte gelbe Labrador ist Ben of Hyde (1899 bis 1910). Der erste anerkannte braune Labrador war CH Cookridge Tango (gewölft 1961). Das vermutlich älteste Foto eines Labrador Retrievers stammt von 1867 und zeigt die Hündin Nell (gewölft 1856).

 

Einer der bedeutendsten Zuchtrüden war Dual CH Banchory Bolo (1915 bis 1927), der als erster Labrador sowohl ein F. T. Champion als auch ein Ausstellungschampion war (dual purpose). Nach ihm wurden die Bolo Pads benannt, das sind bei ansonsten schwarzen Labrador Retrievern weiße Haare an bzw. oberhalb der Ballen (bei Nell noch wesentlich ausgeprägter, da auch die Zehenspitzen weiß sind), die auch heute noch gelegentlich bei schwarzen Labrador Retrievern vorkommen und als Verwandtschaft zu Banchory Bolo gedeutet werden.

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Labrador Avon

Avon

 

Labrador Ben of Hyde

Ben of Hyde

 

Labrador CH Cookridge Tango

CH Cookridge Tango

 

Labrador Nell

Nell

 

Labrador Dual CH Banchory Bolo

Dual CH Banchory Bolo

 

Labrador Dual CH Banchory Bolo_II

Dual CH Banchory Bolo

 

Rassestandard

 

Labrador-Retriever

 

FCI – Standard Nr. 122 / 29. 01. 1999 / D

 

Übersetzung: Uwe H. Fischer.

 

Ursprung:

Großbritannien

Datum der Publikation des gültigen Original-Standards:

24.06.1987

Verwendung:

Apportierhund

 

Klassifikation FCI:

Gruppe 8 Apportierhunde, Stöberhunde, Wasserhunde.Sektion 1 Apportierhunde. Mit Arbeitsprüfung.

 

Allgemeines Erscheinungsbild:

Kräftig gebaut, kurz in der Lendenpartie, sehr rege; breiter Oberkopf; Brust und Rippenkorb tief und gut gewölbt; breit und stark in Lende und Hinterhand.

 

Verhalten / Charakter (Wesen):

Ausgeglichen, sehr aufgeweckt. Vorzügliche Nase, weiches Maul; begeisternde Wasserfreudigkeit. Anpassungsfähiger, hingebungsvoller Begleiter. Intelligent, eifrig und willig, mit großem Bedürfnis seinem Besitzer Freude zu bereiten. Von freundlichem Naturell, mit keinerlei Anzeichen von Aggressivität oder deutlicher Scheue.

 

Kopf

 

Oberkopf

Schädel:

Breit, gut modelliert ohne fleischige Backen.

 

Stop:

Deutlich ausgeprägt.

 

Gesichtsschädel:

Nasenschwamm: Breit, gut ausgebildete Nasenlöcher.

 

Fang:

Kraftvoll, nicht spitz.

 

Kiefer / Zähne:

Kiefer von mittlerer Länge; Kiefer und Zähne kräftig mit einem perfekten, regelmäßigen und vollständigen Scherengebiß, wobei die obere Schneidezahnreihe ohne Zwischenraum über die untere greift und die Zähne senkrecht im Kiefer stehen.

 

Augen:

Mittelgroß, dabei Intelligenz und gutes Wesen zeigend, braun oder haselnußfarben.

 

Ohren:

Nicht groß oder schwer, dicht am Kopf anliegend, hoch und ziemlich weit hinten angesetzt.

 

Hals:

Trocken, stark, kraftvoll, in gut gelagerte Schultern übergehend.

 

Körper

Rücken:

Obere Linie gerade.

 

Lendenpartie:

Breit, kurz und kräftig.

 

Brust:

Von guter Breite und Tiefe, stark gewölbter, „faßförmiger“ Rippenkorb.

 

Rute:

Kennzeichnendes Merkmal, sehr dick am Ansatz, sich allmählich zur Rutenspitze verjüngend, mittellang, ohne Befederung, jedoch rundherum stark mit kurzem, dickem und dichtem Fell bedeckt, damit in der Erscheinung “ rund „, dies wird mit “ Otterschwanz “ umschrieben. Kann fröhlich, sollte jedoch nicht gebogen über dem Rücken getragen werden.

 

Gliedmaßen

Vorderhand:

Vorderläufe mit kräftigen Knochen und vom Ellenbogen zum Boden gerade, sowohl von vorne als auch von der Seite betrachtet.

 

Schultern: Schulterblätter lang, schrägliegend.

 

Hinterhand:

Gut ausgebildet, zur Rute hin nicht abfallend.

 

Kniegelenke:

Gut gewinkelt.

 

Sprunggelenke:

Tiefstehend. Kuhhessigkeit im höchsten Masse unerwünscht.

 

Pfoten:

Rund, kompakt; gut aufgeknöchelt und mit gut ausgebildeten Ballen.

 

Gangwerk:

Frei, raumgreifend, dabei in Vor- und Hinterhand gerade und parallel.

 

Haarkleid

Haar:

Kennzeichnendes Merkmal, kurz, dicht, nicht wellig, ohne Befederung, fühlt sich ziemlich hart an; wetterbeständige Unterwolle.

 

Farbe:

Einfarbig schwarz, gelb oder leber/schokoladenbraun. Gelb reicht von hellcreme bis fuchsrot. Ein kleiner weißer Brustfleck ist statthaft.

 

Größe

Ideale Widerristhöhe:

Rüden 56-57 cm, Hündinnen 54-56 cm.

 

Fehler:

Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muß als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte.

 

N.B.:

Rüden müssen zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden.

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